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Synode: Gemeinden sehen Vereinigung positiv
Aber noch Klärungsbedarf im Fusionsprozess

24.6.2021

Die Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Siegen stehen einer Vereinigung mit dem Kirchenkreis Wittgenstein grundsätzlich positiv gegenüber. Superintendent Peter-Thomas Stuberg stellte auf der Kreissynode, die am Mittwoch in Form einer Videokonferenz tagte, die Stellungnahmen der Gemeinden und Einrichtungen zur Machbarkeitsstudie vor, in der die beiden Kirchenkreise einen möglichen Zusammenschluss geprüft haben. Insgesamt seien 19 Rückmeldungen aus dem Kirchenkreis Siegen eingegangen, alle davon bewerteten die Vereinigung grundsätzlich positiv. Auch die Voten aus den Gemeinden und Einrichtungen des Kirchenkreises Wittgenstein seien überwiegend zustimmend, knüpften die Vereinigung teils aber an konkrete Bedingungen. „Und es ist nicht zu übersehen, dass es auch zwei deutliche Ablehnungen der Machbarkeitsstudie gibt“, sagte Stuberg.

Die Gespräche über eine mögliche Vereinigung der Nachbarkirchenkreise haben eine lange Vorgeschichte, die Stuberg auf der Synode zusammenfasste. Bereits im Jahr 2012 hatte der damalige Wittgensteiner Superintendent Stefan Berk angesichts rückläufiger Mitglieder- und Pfarrerzahlen sowie Finanzmittel eine verstärkte Zusammenarbeit angeregt. Beide Superintendenten verabredeten damals eine Behandlung des Themas in den jeweiligen Synoden, die die Leitungsorgane der Kirchenkreise sind. „Denn das geht nicht von oben herab“, betonte Stuberg. 2019 beschlossen dann beide Synoden, einen Zusammenschluss in einer Machbarkeitsstudie zu prüfen, die Themenbereiche wie Personal, Finanzen, Leitung und Organisation in den Blick nimmt. Die Studie, die im September 2020 vorgestellt wurde, kommt zu dem Schluss, dass eine Vereinigung finanziell und organisatorisch möglich wäre. Nun waren die Gemeinden und Einrichtungen aufgerufen, zur Machbarkeitsstudie Stellung zu nehmen.

 

Bild: Synodalassessor Rolf Fersterra, Superintendent Peter-Thomas Stuberg und Scriba Stefan König (v.l.) leiteten die digitale Kreissynode von der Siegerlandhalle aus.

 

Auch wenn alle Siegener Voten die Vereinigung positiv bewerteten, gebe es auch hier noch Klärungsbedarf, sagte Superintendent Stuberg vor den rund 90 teilnehmenden Siegener Synodalen. Offen sei unter anderem noch die Frage, wie die neue Synode zusammengesetzt werden soll – sollen beide Synoden nach der Kirchenordnung addiert oder nach dem Kirchenleitungsgesetz neu zusammengesetzt werden? Noch mehr offene Fragen gebe es in Wittgenstein, erläuterte Stuberg. Einige Gemeinden knüpften ihre Zustimmung an Bedingungen wie den Bestand des Hauses der Kirche in Bad Berleburg oder des Abenteuerdorfs in Wemlinghausen. Andere forderten Sonderregelungen beim Pfarrstellenschlüssel für großflächige Diasporagemeinden etwa im Hochsauerland. Zwei Gemeinden lehnten eine Vereinigung offenbar tendenziell ab, sagte Stuberg. In ihren Stellungnahmen bemängelten sie die Pfarrstellenplanung der Machbarkeitsstudie als unpraktikabel und befürchteten, dass die Wittgensteiner Abgeordneten in einer vereinigten Synode laufend überstimmt werden könnten. Die Wittgensteiner Superintendentin Simone Conrad, die als Gast an der Siegener Synode teilnahm, legte in ihrer Wortmeldung den Fokus dagegen auf die positiven Voten aus ihren Gemeinden. „Klar schaut man vor allem auf das, was schwierig ist, aber es gibt auch Voten, die zeigen, dass wir da gut auf dem Weg sind“, sagte die leitende Theologin des Nachbarkirchenkreises.

„Befürchtungen und Skepsis haben an diesem Punkt ein unbedingtes Recht“, betonte Stuberg. Nun gehe es darum, miteinander und nicht getrennt voneinander Wege zu entwickeln. Der digitale Austausch stoße dabei an seine Grenzen, räumte Stuberg ein und hoffte auf die Möglichkeit von realen Treffen in den kommenden Monaten. Nächster Schritt ist ein gemeinsames Arbeitstreffen aller Synodalen, um Lösungen für ungeklärte Punkte zu suchen. „Ziel wäre, dass wir im Herbst dieses Jahres dann einen gleichlautenden Tendenzbeschluss zur Vereinigung auf den Kreissynoden fassen können“, erläuterte der leitende Pfarrer des Kirchenkreises Siegen.

Auch Oberkirchenrat Ulrich Möller, theologischer Ortsdezernent für die Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein bei der Evangelischen Kirche von Westfalen, ermutigte in seinem Grußwort zu einem weiteren gemeinsamen Weg. „Lassen Sie sich nicht bestimmten von eigenen Befürchtungen und Verlustängsten“, sagte Möller in einer Video-Botschaft. Ein „Weiter so“ aus Angst vor tiefgreifenden Veränderungen sei gerade auch gegenüber zukünftigen Generationen nicht fair. Möller warb für eine Kultur des Vertrauens. „Vertrauen bleibt immer ein Wagnis. Vertrauen macht in jedem Fall verletzbar“, sagte der Theologe. Auf der Basis von Vertrauen könnten aber auch Vorbehalte eine notwendige und klärende Funktion für das Gelingen des Prozesses haben.

 

Bild oben: Superintendent Peter-Thomas Stuberg fasste die Voten der Kirchengemeinden zur möglichen Vereinigung mit dem Kirchenkreis Wittgenstein zusammen.

 

Text und Fotos: Jasmin Maxwell-Klein

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