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Synode: Mehr als ein Ausflug ins Digitale
Kreissynode tagte als Videokonferenz

24.6.2021

Die in der Corona-Pandemie entstandenen digitalen Formate haben die Kirche nach Ansicht des Siegener Superintendenten Peter-Thomas Stuberg nachhaltig verändert. „Der Ausflug in die digitale Welt hat eines gezeigt: Es ist mehr als nur ein Ausflug“, sagte der leitende Pfarrer auf der Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises Siegen am Mittwoch. Digitale Angebote wie live gestreamte Gottesdienste oder Online-Andachten würden ein Standbein des Erscheinungsbildes von Kirche bleiben. Zugleich warnte Stuberg in seinem Bericht vor den rund 90 teilnehmenden Abgeordneten aus Kirchengemeinden und Einrichtungen davor, Präsenzangebote und digitale Formate gegeneinander auszuspielen. „Die Begegnung mit anderen, das teilnahmsvolle Gespräch, eine flüchtige Umarmung, das Lachen, das Weinen, das gemeinsame Feiern der Gegenwart Gottes: Das alles und noch viel mehr ist und bleibt die Gestalt von Kirche und Gemeinde schlechthin“, betonte Stuberg.

Die Kreissynode fand ebenfalls digital in Form eines Zoom-Webinars statt. Nur ein kleiner Teil des Kreissynodalvorstandes leitete die Synode von der Siegerlandhalle aus, die restlichen Synodalen und Gäste lauschten vor dem PC. Abstimmungen liefen digital, Diskussionen via Chat. Vor der Synode waren die Gemeinden und Einrichtungen im Siegerland und Olper Raum aufgerufen zu berichten, wie sich ihre Arbeit in der Pandemie entwickelt hat. Dass zwischenzeitlich keine Gottesdienste stattfinden konnten, habe den Gemeinden schwer zu schaffen gemacht, sagte Superintendent Stuberg, der die Rückmeldungen zusammenfasste. Gemeinden seien bei der Frage, ob sie Gottesdienste digital oder in Präsenz feiern, zuletzt nicht einig gewesen und unterschiedliche Wege gegangen, räumte Stuberg ein. Zugleich betonte er, dass alle Presbyterien „hoch gewissenhaft und verantwortungsbewusst um die momentan als richtig erkannte Lösung gerungen haben“.

 

Bild: Synode als Zoom-Webinar: Die Übertragung gewährleistete die Firma David Heuer.

 

Der Superintendent würdigte den Erfindungsreichtum und die Vielfalt der Gemeinden bei digitalen Formaten und dankte den oft jungen Ehrenamtlichen, die diese Angebote möglich machten. Mit den Online-Gottesdiensten und -Andachten habe man auch Menschen erreicht, die sonst nicht in die Kirche kämen. Auch wenn nicht alle Zuschauer ein Gottesdienst-Video bis zum Ende schauten - „mir zeigen gerade die hohen Zugriffszahlen, dass unsere Inhalte grundsätzlich nachgefragt sind“, sagte Stuberg. Gemeinden hätten aber auch analoge Formen gefunden, um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben: von der Andacht an der Wäscheleine über Anrufe und Briefe bis hin zu Osterwegen. Deutlich gestiegen ist in der Pandemie der Beratungsbedarf in der Telefonseelsorge sowie der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) des Kirchenkreises. Dort gingen 20 bis 30 Prozent mehr Anfragen ein. Das zeige, dass Menschen in Notlagen Beistand bei der Kirche suchten, sagte Stuberg. Den Ehren- und Hauptamtlichen dankte er für ihre Arbeit.

In der Diskussion im Chat wurde deutlich, dass Gemeinden durch die digitalen Formate teils auch an Kapazitätsgrenzen geraten. So regten Pfarrerin Annegret Mayr aus der Nikolai-Gemeinde und Pfarrer Armin Pulfrich aus der Erlöser-Gemeinde eine Spezialisierung und Professionalisierung bei Digital-Angeboten auf Kirchenkreis-Ebene an. Martini-Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng schlug vor, dass Kirchengemeinden auf die Angebote anderer Gemeinden hinweisen könnten. Auch Superintendent Stuberg verwies darauf, dass sich einige Gemeinden bereits gegenseitig ergänzen und gemeinsame digitale Angebote in einer Region anbieten.

Der Digitalisierungsschub wurde auch möglich durch den Innovationsfonds des Kirchenkreises „Aufbruch 57“. Der Fonds wurde 2019 eingerichtet und dient als Start-up-Finanzierung für innovative, missionarische und diakonische Projekte. Die große Mehrzahl der bislang gestellten Anträge betrafen das Streaming von Gottesdiensten, wie Pfarrer Jochen Wahl, Vorsitzender des Auswahlgremiums des Fonds‘, in seinem Zwischenbericht auf der Kreissynode erklärte. Insgesamt 16 solcher Anträge – etwa zur Anschaffung von Technik oder für Fortbildungen – wurden bislang positiv beschieden. Auch drei ganz andere Projekte wurden gefördert: das Projekt „Jungschar on tour“, ein Jugendgottesdienst des Jugendreferats und ein Gospelhouse-Konzert. Wahl warb dafür, sich mit kreativen Ideen zu melden. „In der Pandemie wurde gezeigt, dass wir in unserem Kirchenkreis eine ganze Menge innovativer und kreativer Menschen haben“, sagte der Burbacher Pfarrer. „Vor allem junge Menschen möchten wir fordern und fördern.“ Um diese Zielgruppe zu erreichen, soll bald eine eigene Homepage des Innovationsfonds‘ online gehen.

Neu gestaltet wird auch die Homepage des Kirchenkreises. Die Pläne zum sogenannten Relaunch der Website www.kirchenkreis-siegen.de sowie der daran angeschlossenen Internetseiten von Gemeinden und Einrichtungen stellte Öffentlichkeitsreferentin Jasmin Maxwell-Klein auf der Kreissynode vor. Ziel sei eine moderne Homepage, die serviceorientiert und übersichtlich sei. Ein wichtiges Kriterium sei, dass die Mitarbeitenden der Kirchengemeinden, die mit dem gemeinsamen System arbeiten, die Homepage leicht bedienen könnten, sagte Maxwell-Klein. Aktuell prüft das Öffentlichkeitsreferat Angebote von mehreren Agenturen. Ziel ist es, dass die neue Homepage im kommenden Jahr ans Netz geht.

 

Bild oben: Superintendent Peter-Thomas Stuberg leitete die digitale Synode.

 

Text und Fotos: Jasmin Maxwell-Klein

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