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Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein
klären Rahmen für mögliche Vereinigung

11.11.2021

Abgeordnete aus den beiden Evangelischen Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein haben am Dienstag bei einer synodalen Versammlung Rahmenbedingungen für eine mögliche Vereinigung besprochen. Die Tagung in der Siegerlandhalle fand in Vorbereitung auf die beiden Kreissynoden am 24. November statt, auf denen die Siegener und Wittgensteiner Synodalen über einen Tendenzbeschluss zu einer Vereinigung beraten. Die Abgeordneten beschlossen am Dienstag mit großer Mehrheit Empfehlungen etwa zur Pfarrstellenplanung und zum Umgang mit bestehenden Einrichtungen in den Kirchenkreisen, über die die beiden Synoden dann abschließend entscheiden. Sollten beide Leitungsgremien mit Mehrheit für den Tendenzbeschluss zur Vereinigung stimmen, beauftragen sie damit die Landeskirche, ein Anhörungsverfahren zu beginnen, in dem dann noch jedes Presbyterium dem Zusammenschluss zustimmen müsste.

„Ich bin froh, dass wir uns heute leibhaftig begegnen“, sagte die Wittgensteiner Superintendentin Simone Conrad in ihrer Andacht zur Eröffnung. Im Verlauf der bisherigen Verhandlungen über die Vereinigung war das durch die Corona-Pandemie nicht immer möglich. 2019 hatten die Synoden beider Kirchenkreise beschlossen, einen Zusammenschluss in einer sogenannten Machbarkeitsstudie zu prüfen. Die Treffen der hierfür gebildeten Arbeitsgruppen und bisherigen Synodalversammlungen waren dann teils nur digital möglich. Dennoch gelang die Erarbeitung der Machbarkeitsstudie, die 2020 vorgestellt wurde und eine Vereinigung als finanziell und organisatorisch möglich bewertete. Die Weiterarbeit an noch offenen Fragen war nun unter 3G-Bedingungen wieder in Präsenz möglich: Vergangene Woche trafen sich dafür zunächst fünf Arbeitsgruppen und berieten über die Themen Theologische Grundlagen, Leitung und Organisation, Pastorale Grundversorgung, Einrichtungen und Finanzen.

 

Die beiden Superintendenten Peter-Thomas Stuberg aus Siegen und Simone Conrad aus Wittgenstein leiteten die Sitzung. Rechts im Bild: Der Wittgensteiner Synodalassessor Peter Liedtke.

 

Dass diese Arbeitsgruppen konsensfähige Lösungsvorschläge gefunden hatten, zeigte die Synodalversammlung am Dienstag: Alle Vorschläge zu den fünf Themenbereichen fanden eine deutliche Mehrheit unter den anwesenden Abgeordneten – vor Ort waren gut die Hälfte der Mitglieder beider Kreissynoden. Zu den beschlossenen Empfehlungen, die nun den Synoden zugehen, gehören auch theologische Grundlagen für einen vereinigten Kirchenkreis: unter anderem der biblische Auftrag, dass Christen als Salz und Licht in der Welt wirken sollen, das Verständnis der Kirche als Leib Christi mit vielen verschiedenen Gliedern und die Betonung von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, die sich in konkreten Umweltleitlinien ausdrücken. Daneben beschlossen die Synodalen in der Siegerlandhalle auch ganz praktische Empfehlungen: Die Synode in einem vereinigten Kirchenkreis sollte etwa durch eine Addition beider bestehender Synoden entstehen. In der Personalplanung sollten künftig Interprofessionelle Teams aus mehreren Berufsgruppen eine Rolle spielen. Bei der Berechnung von Pfarrstellen sollte neben der Gemeindegliederzahl auch der Faktor der Diaspora-Fläche berücksichtigt werden – gerade mit Blick auf die Sauerländer Kirchengemeinden beider Kirchenkreise. Zudem sprachen sich die Synodalen dafür aus, alle bestehenden Einrichtungen, darunter das Evangelische Gymnasium und die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle in Siegen sowie das Abenteuerdorf Wittgenstein und das Haus der Kirche in Bad Berleburg, zunächst unverändert in den vereinigten Kirchenkreis zu übernehmen.

Nicht alle offenen Fragen konnten am Dienstag geklärt werden. Insgesamt sei aber eine große Einigkeit über die Rahmenbedingungen deutlich geworden, mit denen man auf einen vereinigten Kirchenkreis zugehe, sagte der Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg. „Wir haben hier gemeinsam eine konstruktive Lösung gesehen.“ Auf den beiden Synoden in zwei Wochen werde auf diesen Ergebnissen aufgesetzt und der Tendenzbeschluss zur Abstimmung gestellt.

Hintergrund der Verhandlungen über eine Vereinigung ist, dass der Kirchenkreis Wittgenstein bereits 2012 angesichts sinkender Mitglieder- und Pfarrerzahlen sowie Finanzmittel eine verstärkte Zusammenarbeit angeregt hatte. Der Kirchenkreis Wittgenstein hatte im Jahr 2020 noch rund 30.700 Gemeindeglieder, der Kirchenkreis Siegen rund 110.000.

 

Bild oben: Auf der Synodalversammlung verhandelten Abgeordnete beider Kirchenkreise über den Rahmen einer möglichen Vereinigung.

 

Text und Fotos: Jasmin Maxwell-Klein

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