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'Krieg ist eine Niederlage der Menschheit'
Ökumenisches Friedensgebet für die Ukraine

28.2.2022

Ukrainische Flaggen und Ukraine-Schals über den Schultern, traditionelle Blumenkränze in den Haaren: Viele Besucher des ökumenischen Friedensgebets am Samstag in der Kirche St. Joseph in Weidenau brachten ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine sichtbar zum Ausdruck. Zahlreiche Gottesdienstbesucher haben selbst ukrainische Wurzeln und bangen aktuell um ihre Freunde und Verwandte in dem osteuropäischen Land. Zum Friedensgebet hatte die katholische ukrainische Gemeinde gemeinsam mit dem Dekanat Siegen und dem Evangelischen Kirchenkreis Siegen eingeladen. Die ukrainische Gemeinde feiert in St. Joseph seit vielen Jahren ihren monatlichen Gottesdienst. Pastor Andriy Radyk gestaltete den Gottesdienst zusammen mit dem katholischen Dechanten Karl-Hans Köhle und dem evangelischen Superintendenten Peter-Thomas Stuberg. In ökumenischer Gemeinschaft beteten Christen aller Konfessionen für die Menschen in der Ukraine, die von den russischen Angriffen bedroht oder ihnen zum Opfer gefallen sind, und vor allem für Frieden.

 

Superintendent Peter-Thomas Stuberg, Dechant Karl-Hans Köhle und Pastor Andriy Radyk.

 

„Wir beten aber auch für die Menschen in Russland, wo viele nicht einverstanden sind mit dem, was passiert“, sagte Dechant Köhle und betonte: „Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit.“ Frieden im biblischen Sinne bedeute nicht nur die Abwesenheit von Krieg und Waffengewalt, sondern ein umfassendes Heilsein und Wohlergeben, erläuterte der leitende Geistliche des Dekanats Siegen. Wenn Jesus in den Seligpreisungen in der Bergpredigt sage: „Selig, die Frieden stiften“, dann bedeute dies ein aktives Eintreten für den Frieden. Es bleibe die Hoffnung, dass es nie zu spät sei, friedliche Verhandlungen wieder aufzunehmen. In den Fürbitten untermauerte Superintendent Stuberg diese Hoffnung auf das Wirken Gottes: „Auf dich und die Kraft deines Geistes setzen wir unser ganzes Vertrauen.“

Pastor Radyk berichtete eindrücklich davon, wie er und andere Mitglieder der ukrainischen Gemeinde von ihren Angehörigen von fallenden Bomben und Raketenbeschuss hören. „Die Menschen sagen das am Telefon mit zitternder Stimme“, sagte Radyk. Viele übernachteten in Kellern, auch in den Gebieten, in denen noch Sicherheit herrsche. „Aber sicher ist keiner.“ Die ukrainische Gemeinde in Siegen sei nicht groß – „wie eine Großfamilie“, sagte Radyk. Es herrsche eine enge Verbundenheit. Das war spürbar im Gottesdienst. Sichtbar bewegt waren die Besucherinnen und Besucher von Worten und Gebeten und von der Geigenmusik, mit der Violinistin Lena Wagener den Gottesdienst begleitete. Vielen standen Tränen in den Augen.

 

Dechant Köhle entzündet ein Friedenslicht.

 

Zum Schluss des Friedensgebets entzündete Dechant Köhle ein Friedenslicht vor einer Marienikone, die Pastor Radyk mitgebracht hatte. Die Ikone zeige, wie Jesus auf dem Schoß von Maria sitzt und ihre Hand hält. „Es sieht aus, als sei er geflüchtet vor Angst und Gefahr zu seiner Mutter“, sagte Radyk. Das Friedenslicht soll weiterhin in der katholischen Kirche in Weidenau brennen und zum Gebet einladen. Diese Gelegenheit nutzten viele Menschen schon am Samstag: Sie verweilten nach dem Gottesdienst in der Kirche, um vor der Ikone zu beten oder im Seitenschiff eine Kerze anzuzünden – viele kleine Friedenslichter für die Ukraine.

Der ukrainische Pastor Andriy Radyk brachte die Ikone mit.

 

Bild oben: Eine Frau betet vor der Ikone mit dem Friedenslicht.

 

Text und Fotos: Jasmin Maxwell-Klein

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