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Hören auf die Winke Gottes
Pfarrer Eerenstein in Ruhestand verabschiedet

1.3.2022

Mit einem festlichen Gottesdienst ist der Weidenauer Pfarrer Martin Eerenstein am Sonntag in der Haardter Kirche in den Ruhestand verabschiedet worden. 32 Jahre lang war Eerenstein Pastor der Evangelischen Kirchengemeinde Weidenau. Seine Dienstzeit sei mit vielen Veränderungen in der Gemeinde gespickt gewesen, sagte Superintendent Peter-Thomas Stuberg. Wichtig sei dem 63-Jährigen dabei immer gewesen, die essentielle, lebensverändernde Dimension des Glaubens zu betonen. „Sie wissen: Glauben ist nicht nur ein Lifestyle, sondern heißt Nachfolge, aus Komfortzonen hinaus“, sagte Stuberg. Die Gemeinde verabschiedete ihren langjährigen Seelsorger mit einem musikalischen Festgottesdienst und einem anschließenden Empfang mit Beiträgen vieler Weggefährten und Seemannsmotto.

Überschattet wurde die Abschiedsfeier von den Nachrichten über den Krieg in der Ukraine. Mit einer Schweigeminute gedachten die Gottesdienstbesucher in der Haardter Kirche der Menschen in der Ukraine, aber auch in Russland, die unter dem russischen Angriff leiden. Dass im Anschluss das Lied „Jauchzet, alle Lande, Gott zu Ehren“ erklang, war nur ein scheinbarer Widerspruch, wie Eerenstein erklärte: „Auch in schwierigen Situationen hat die Christenheit immer solche Lieder gesungen.“ Eerenstein, der gebürtig aus Bochum kommt, hat in Bochum, Göttingen, Edinburgh und Heidelberg Theologie studiert, bevor der für sein Vikariat in der Christuskirchengemeinde nach Siegen kam. Nach ihrer ersten Pfarrstelle in Hemer im Sauerland wechselten Eerenstein und seine Frau Susanne 1990 nach Weidenau.

 

Pfarrer Eerenstein bei seiner letzten Predigt im aktiven Dienst.

 

In seiner Predigt warf Eerenstein Schlaglichter auf seinen Dienst in der Gemeinde: die Tansania-Partnerschaftsarbeit, das Knüpfen von ökumenischen und interreligiösen Kontakten, der Aufbau einer engagierten Familien- und Öffentlichkeitsarbeit und die Flüchtlingshilfe. Ihm sei immer wichtig gewesen, die 90 Prozent der Kirchenmitglieder im Blick zu haben, die nicht sonntags in den Gottesdienst kämen, das kirchliche Leben aber durch ihre Kirchensteuer ermöglichten, betonte Eerenstein. „Diese Menschen mit dem Gemeindebrief und der Homepage zu erreichen – das war mir wichtig.“ Er habe aber auch die Realitäten einer schrumpfenden Kirche organisieren müssen: In seiner Amtszeit wurden Pfarrstellen abgebaut, acht Gebäude verkauft und Gemeindebezirke neu zugeschnitten. Bei all dem habe er immer wieder „Winke Gottes“ gespürt, sagte der Pastor: keine klaren Befehle, sondern eher sachte Fingerzeige in die richtige Richtung. „Diese Winke Gottes gibt es noch heute“, zeigte Eerenstein sich überzeugt und ermutigte die Gemeinde, darauf zu hören.

Superintendent Stuberg entpflichtete den Pfarrer von seinem Dienst und dankte ihm für sein langjähriges Wirken. „Die Kirchengemeinde ist Ihnen ans Herz gewachsen – besonders die Haardter Kirche“, sagte der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises Siegen und verwies auf das Buch über das Gotteshaus, das Eerenstein jüngst veröffentlicht hat. Stuberg würdigte seine Leidenschaft zum Predigen, seine engagierte Öffentlichkeitsarbeit, seine Bereitschaft zur schnellen und flexiblen Unterstützung, wo Hilfe Not tat, und auch seine Einbringungen auf zahlreichen Kreissynoden: „Sie waren eine kritische Stimme, die wichtig war.“ Eerensteins Stellenanteile werden künftig auf die beiden verbleibenden Weidenauer Pfarrer, Martin Hellweg und Karin Antensteiner, aufgeteilt.

 

Superintendent Stuberg entpflichtete Pfarrer Eerenstein von seinem Dienst.

 

Musikalisch wurde der Abschiedsgottesdienst vom Gospelchor „Reach Out“ und dem CVJM-Posaunenchor Weidenau mitgestaltet. Der anschließende Empfang in der Haardter Kirche verdeutlichte, wie wichtig Martin Eerenstein die Ökumene war. Zahlreiche Weggeführten würdigten seinen Dienst und gaben ihm gute Wünsche für den Ruhestand mit auf den Weg: Grußworte hielten unter anderem Pfarrerin Almuth Schwichow von der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Klafeld, Dechant Karl-Hans Köhle von der katholischen Pfarrei Heilige Familie, Pastor Paul-Gerhard Knöppel von der Freien evangelischen Gemeinde Siegen-Weidenau und Pastorin Angela Klinge von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Siegen-Weidenau. Und eine weitere Leidenschaft Eerensteins prägte den Empfang: Gemeindeglieder und seine Pfarrkollegen hatten eigens einen Shanty-Chor gebildet und verabschiedeten den passionierten Seglers stimmungsvoll mit Seemannsliedern.

 

Bild oben: Zahlreiche Kollegen und Wegbegleiter verabschiedeten Pfarrer Martin Eerenstein in den Ruhestand.

 

Text und Fotos: Jasmin Maxwell-Klein

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