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Warum uns der Ewigkeitssonntag guttut
Andacht von Superintendent Stuberg

17.11.2022

Der Ewigkeitssonntag steht unter dem Zeichen des Abschiednehmens.
© epd-bild/Falk Ziebarth
Der Ewigkeitssonntag steht unter dem Zeichen des Abschiednehmens.

Am 20. November brannten viele kleine Kerzen in unseren Kirchen. Mit ihrem lebendig flackernden Licht leuchteten sie für die verstorbenen Menschen der letzten Monate. Deren Namen wurden beim Anzünden der Kerzen genannt. Ebenso ihr Alter. Wenn sehr junge Menschen darunter waren, ist das erschreckend. Tröstlicher erscheint es, wenn Menschen hochbetagt, vielleicht sogar lebenssatt sterben durften. So liegt immer eine besondere Stimmung bei der Verlesung der Namen über diesem Lichtermeer! Bilder und Gesichter der Verstorbenen leuchten bei den Angehörigen auf. Schmerz mischt sich mit Dankbarkeit.

Wie viel Zeit wird mir bleiben?

Nicht nur der vergangene Ewigkeitssonntag, der gesamte Monat November steht unter dem Zeichen von Abschiednehmen, vom Gedenken an die Vergänglichkeit des Lebens. Auch nicht unmittelbar trauernde Menschen kommen dabei ins Nachdenken. Wieviel Zeit mag mir wohl noch bleiben? Welche Spuren werde ich einmal hinterlassen? Was will ich in den kommenden Jahren noch erreichen? Stille Tage wie der Totensonntag sind wichtig, um gerade solche grundlegenden Fragen zuzulassen.  Auch wenn unsere Städte schon seit Tagen lautstark um den stimmungsvollsten Weihnachtsmarkt wetteifern, benötigt unser Leben derartige Auszeiten, in denen wir uns auch unserer Endlichkeit stellen können.

Die Sterblichkeit annehmen

„Unsere Tage zu zählen, das lehre uns; damit wir ein weises Herz einbringen!“ – So lautet ein Vers aus den biblischen Psalmen. Luther übersetzte: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Dieses Wort drückt mehr aus als die Binsenweisheit „Man lebt ja nur einmal!“ Der Psalmdichter bittet viel eher, Gott selbst möge ihn lehren, seine Sterblichkeit auch innerlich anzunehmen und eben nicht die harte Lebenserfahrung.  Das bedeutet nicht, dass wir ständig an den Tod denken sollen – aber wir sollen ihn eben auch nicht dauernd angestrengt verleugnen. Gott lehrt uns stattdessen zu verstehen, dass Christus den Tod für uns überwunden hat - selbst den rätselhaftesten. Darum feiern Christen den Ewigkeitssonntag und begehen den gesamten November als Trauermonat. Dann leuchten still die Kerzen. Besonders für Menschen, die jetzt abseits allen Trubels trauern und über den Tod hinaus hoffen möchten.   

Superintendent Peter-Thomas Stuberg
Superintendent Peter-Thomas Stuberg
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