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Pfarrer Gerhard Utsch in Ruhestand verabschiedet

27.7.2022

Gerhard Utsch wurde nach 23 Jahren als Pastor in Kaan-Marienborn verabschiedet.
Gerhard Utsch wurde nach 23 Jahren als Pastor in Kaan-Marienborn verabschiedet.

Er sei „fast ein bisschen sprachlos“ – und das komme nicht oft vor: Mit einem Festgottesdienst und einigen musikalischen Überraschungen wurde Pfarrer Gerhard Utsch am Sonntag in den Ruhestand verabschiedet. 23 Jahre lang wirkte er als Pastor in der Evangelischen Kirchengemeinde Kaan-Marienborn. Dass die Musik ihm dabei ein ständiger Begleiter war, wie der 65-Jährige selbst sagte, wurde auch im Festgottesdienst in der evangelischen Kirche deutlich: Neben dem Posaunenchor Kaan-Marienborn trat als Überraschung der Siegener Bach-Chor auf, begleitet von Dr. Matthias Scheer an der Orgel. Und mit Johann Sebastian Bachs Triosonate Nr. 5 erklang ein Titel, der auf Utschs erster selbst gekaufter Schallplatte zu hören war.

Herausfordernder Predigttext

„Neben der Musik ist mir aber auch die Theologie und das Predigen ans Herz gewachsen“, sagte Utsch. Ursprünglich gelernter Industriekaufmann hatte Utsch von 1979 bis 1983 an einem theologischen Seminar in Süddeutschland studiert. Nach einer Station in der Lüneburger Heide war er 13 Jahre lang Gemeindepädagoge in Feudingen, bevor er 1999 Pastor in Kaan-Marienborn wurde. Für seine Verabschiedungspredigt hatte Utsch sich einen herausfordernden Text ausgesucht: Er sprach über einen Abschnitt aus dem 6. Kapitel des Römerbriefs, den er selbst als „Zumutung“ bezeichnete. Paulus schreibt darin von der Herrschaft der Sünde und wirbt dafür, sich stattdessen unter Gottes Herrschaft zu begeben. Allein die Vorstellung, sich von etwas beherrschen zu lassen, sei in der heutigen Zeit eine Zumutung, sagte Utsch. „Aber laut Paulus werden wir immer beherrscht – wir können nur entscheiden, wovon.“ Dabei sei der Sünde-Begriff bei Paulus nicht mit der heute landläufigen Vorstellung von Sünde als moralischem Fehlverhalten gleichzusetzen, erklärte der Pfarrer. „Sünde ist für Paulus weniger Moral als eine Schreckensherrschaft, so etwas wie eine Knechtschaft.“ In der heutigen Zeit könne das etwa die Maxime von „höher, schneller, weiter“ sein, sagte Utsch. Paulus stelle die Frage, ob man sich von solchen Ideologien beherrschen lassen wolle oder stattdessen von der befreienden Gnade Gottes.

Der Posaunenchor Kaan-Marienborn spielte im Verabschiedungsgottesdienst.
Der Posaunenchor Kaan-Marienborn spielte im Verabschiedungsgottesdienst.

So anspruchsvoll und ernst die Predigt, so kam in der Verabschiedung doch auch die humorvolle Seite von Pfarrer Utsch zum Ausdruck. Nicht zu übersehen waren unter den Gottesdienstbesuchern die Vertreter des Käner Karneval Clubs KKC in voller Montur, deren stolzer Ordensträger Utsch ist. „Mit deiner offenen, herzlichen und fröhlichen Art und deinem lauten Lachen hast du die Herzen der Menschen erreicht“, betonte auch die Presbyteriumsvorsitzende Martina Scholl in ihrem Grußwort. Dabei sei dem Pastor neben der Gemeindearbeit mit vielen Gruppen und Kreisen stets auch die diakonische Arbeit mit dem Einsatz für Bedürftige ein Anliegen gewesen. Engagiert habe sich Utsch auch für den geplanten Umbau der Kirche in Kaan-Marienborn, für den bereits konkrete Pläne vorliegen. Ihre Umsetzung könne Utsch nun aus dem Ruhestand heraus beobachten, sagte Scholl.

V.l.: Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng, Pfarrer Armin Pulfrich, Pfarrer Gerhard Utsch, Heike Utsch, Synodalassessor Rolf Fersterra.
V.l.: Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng, Pfarrer Armin Pulfrich, Pfarrer Gerhard Utsch, Heike Utsch, Synodalassessor Rolf Fersterra.

Synodalassessor Rolf Fersterra entpflichtete Utsch als stellvertretender Superintendent offiziell von seinem Dienst. In Anspielung auf die biblische Geschichte der Speisung der 5000 sagte Fersterra, Utsch habe als Pfarrer das Brot des Lebens – in der Bibel ein Bild für das Wort Gottes – ausgeteilt, das ihm Gott in die Hände gelegt habe. Dabei sei dem Pfarrer wichtig gewesen, in einer Dienstgemeinschaft mit anderen tätig zu sein – mit dem Presbyterium, Menschen in der Gemeinde und seiner Ehefrau Heike, die sich unter anderem im Helferkreis engagierte. „Ihr habt den Dienst hier immer als gemeinsame Aufgabe gesehen“, sagte Fersterra an das Ehepaar gerichtet. Und so wurden Gerhard und Heike Utsch auch gemeinsam mit Segensworten von Pfarrkolleginnen und -kollegen sowie dem Presbyterium in den Ruhestand entlassen. Ein emotionaler Abschied, der nach dem Gottesdienst bei bestem Sommerwetter mit einem Empfang vor der Kirche ausklang.

Verabschiedung von Pfarrer Gerhard Utsch

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